Erster Freiflug

Der erste Freiflug kann bereits nach wenigen Tagen stattfinden. Oftmals wird geraten, sie erst einmal mehrere Wochen im Käfig zu lassen, damit sie sich an die Umgebung gewöhnen. Das ist jedoch gar nicht nötig. Wellensittiche erkunden ihre Umgebung sehr schnell durch Betrachten, sogar vom Käfig aus. Außerdem baut ihre Flugmuskulatur schnell ab, wenn sie keinen Freiflug bekommen.

Somit kann der Freiflug schon nach einigen Tagen, maximal einer Woche beginnen.

Dabei ist jedoch so einiges zu beachten:

Wellensittiche nehmen Fensterscheiben nicht wahr. Ein Aufprall bei voller Fluggeschwindigkeit kann mit bösen Verletzungen, Gehirnerschütterung oder sogar mit einem Genickbruch enden. Also muss die Scheibe für die Wellensittiche „sichtbar“ gemacht werden. Optimal ist eine Gardine, die vor das komplette Fenster gezogen wird. Ist dies nicht möglich/nicht vorhanden, kann man das Rollo halb herunter lassen und im Zimmer Licht anschalten, damit es nicht zu dunkel ist.

Bei manchen hat es sich auch bewährt, das Fenster großzügig mit Post-it Zetteln zu bekleben. Großflächige Fensterbilder wären sicherlich auch eine Möglichkeit.

Weitere Gefahrenquellen sind hohe Gefäße, in welche die Wellensittiche reinfallen könnten, zum Beispiel (Boden-)Vasen. Sie können sich daraus nicht selbst befreien. Ist dieses Gefäß zusätzlich auch noch mit Wasser gefüllt, wird es noch gefährlicher. Dazu zählen auch mit Wasser gefüllte Gießkannen oder Gläser/Tassen, die mit Getränken gefüllt sind.

Sollte ein Spiegel im Zimmer vorhanden sein, ist dieser ebenfalls wie ein Fenster zu verdecken bzw. kenntlich zu machen, da auch hierbei ein Aufprall während des Fluges möglich ist.

Zimmerpflanzen sind oftmals giftig für die kleinen Racker. Also entweder vorher genauestens im Internet nachforschen, ob die vorhandenen Pflanzen giftig sind oder diese einfach aus dem Zimmer entfernen.

Wellensittiche steuern gerne den höchsten Punkt im Zimmer als Landeplatz an. Optimal ist dann natürlich, wenn man Äste, Zweige, Schaukeln und dergleichen an der Decke oder zumindest ziemlich hoch oben befestigen kann. Gardinenstangen werden ansonsten alternativ gerne als Landemöglichkeit genommen, das kann aber auf Dauer unschöne Kotflecken auf der Gardine hinterlassen.

Vorsicht auch bei Beleuchtungen (Deckenstrahler, Deckenfluter, Beistelllampen). Wellensittiche können sich böse die Füßchen verbrennen, wenn diese angeschaltet sind und als Landeplatz auserkoren werden. Ein Wellensittich verbrennt sich wesentlich schneller als ein Mensch.

Andere Haustiere wie Hunde und Katzen haben während des Freifluges nichts im gleichen Zimmer zu suchen.

Wellensittichkäfige sollten niemals ihren Standort in der Küche haben, die Dämpfe von beschichteten Kochtöpfen und Pfannen ist höchst giftig und führt schnell zum Tode des Wellensittichs. Sollte das Wohnzimmer jedoch mit einer offenen Küche verbunden sein, also eine sogenannte Wohnküche, ist hierbei natürlich darauf zu achten, dass der Wellensittich nicht in irgendwelche Töpfe mit heißem Essen oder auf heißen Herdplatten landen kann.

In diesem Zusammenhang noch der Hinweis: Bitte möglichst niemals im Zimmer, in dem die Wellis leben, Fondue oder Raclette  benutzen. Diese Dämpfe sind höchst giftig. Notfalls muss der Käfig samt Bewohnern für einen Fondue- oder Raclette-Abend in ein anderes Zimmer gestellt werden. Anschließendes ausgiebiges Lüften nicht vergessen, bevor der Käfig zurück ins Wohnzimmer darf.

Der erste Freiflug kann ziemlich chaotisch werden, deshalb ist es sehr wichtig, dass man sich für diesen Tag sehr viel Zeit nimmt. Am besten die ganze Zeit im selben Zimmer anwesend sein, um bei eventuellen Gefahren oder Unfällen schnell eingreifen zu können.

Meistens ist es schwierig, die Wellensittiche abends dann wieder in den Käfig zu bekommen. Außerhalb des Käfigs am besten kein Futter anbieten, der Hunger wird sie dann von ganz alleine wieder in den Käfig treiben. Eine Anflugstange vor der geöffneten Käfigtür erleichtert ihnen das Wiederfinden des Einganges. Manche lassen sich per „Stöckchentaxi“ gerne zurück in den Käfig setzen, andere jedoch haben Angst davor. In diesem Fall die Wellensittiche auf gar keinen Fall scheuchen oder einfangen, das kann dem Vertrauen zum Menschen stark schaden. Notfalls bleiben sie halt die Nacht draußen. Dann sollte jedoch für ein schwaches Nachtlicht gesorgt sein, damit sie nicht panisch im Dunkeln losflattern und irgendwo dagegen prallen.

Es ist durchaus möglich, dass der erste Freiflug auch gar nicht an dem geplanten Tag stattfindet, weil sich die Wellensittiche nicht aus dem Käfig heraus trauen. Auch in diesem Fall gilt: auf gar keinen Fall scheuchen! Entweder sie kommen freiwillig heraus oder eben nicht. Falls sie es nicht tun, einfach täglich die Käfigtür öffnen und Geduld haben. Irgendwann werden sie den ersten Schritt wagen. Ohne entsprechende Anreize außerhalb des Käfigs, also einem Spielplatz oder Welli-Baum, werden sie womöglich den Käfig gar nicht verlassen wollen.

Man kann sie übrigens auch mit Kolbenhirse heraus locken. Irgendwann siegt die Neugier.

 

 

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