Einzelhaltung ist das schlimmste, was man einem Wellensittich antun kann!

 

Leider gibt es immer noch jede Menge Wellensittich-Halter, die meinen, ihrem Einzelwelli ginge es gut, sie würden sich ausgiebig um ihn kümmern, ihm würde es an nichts fehlen. Leider ist das eine absolute Fehleinschätzung. Dem Wellensittich geht es ganz und gar nicht gut. Es sind Schwarmvögel und sie sollten IMMER MINDESTENS ZU ZWEIT gehalten werden!

 

Ich habe hier mal eine Tabelle mit Argumenten und Gegenargumenten erstellt:

Argumente von Einzelwelli-Haltern Meine Gegenargumente
Meinem Einzelwellensittich geht es gut! Woher wollen Sie das wissen, hat er ihnen das persönlich gesagt?! Glauben Sie ernsthaft, dass Sie seine Gestik und Mimik richtig deuten?!
Ich kümmere mich ständig um meinen Wellensittich! Verbringen Sie auch die Nacht mit ihm in seinem Käfig und kuscheln unentwegt mit ihm?! Lassen Sie sich von ihm füttern und füttern Sie ihm geschälte Körner aus Ihrem Kropf?!
Schwarmwellensittiche werden nicht zahm! Und was sind dann bitteschön meine Wellis? Beweisen die Fotos nicht genug, dass auch Wellensittiche im Schwarm zahm werden?!
Zwei Wellensittiche machen mehr Dreck als einer! Wenn DAS Ihr Argument für Einzelhaltung sein soll, dann sollten Sie sich GAR KEINEN Wellensittich anschaffen, dann gibt es nämlich GAR KEINEN Dreck!
Mein Wellensittich liebt seinen Spiegel! Ihr Wellensittich sehnt sich unendlich nach einem Artgenossen und nimmt gezwungenermaßen den „Spiegelfreund“ als Partner an. Was bleibt ihm auch anderes übrig?! Wussten Sie, dass eine Kropfentzündung durch ständiges „Spiegelfüttern“ tödlich sein kann, wenn diese nicht rechtzeitig als solche erkannt und behandelt wird?!
Mein Wellensittich hat doch einen Plastikfreund! ...auf den er wütend einhackt, weil er keinerlei Reaktion auf sein Agieren zeigt. Er balzt ihn an, er schmust ihn an und bekommt keine Reaktion zurück. Ihr Welli versteht nicht, warum sein Plastikpartner nicht reagiert und wird aggressiv oder depressiv.
Was soll schon schlimmes passieren?! Depressionen bis hin zu unheilbaren Verhaltensstörungen; der Wellensittich wird zum Federrupfer und kann vielleicht nie mehr geheilt werden!

 

Ich selber habe als Kind den Fehler gemacht, einen Wellensittich alleine zu halten. Einfach aus Unwissenheit. Ich habe ihn zum Geburtstag geschenkt bekommen.

Mittlerweile habe ich viel dazu gelernt und würde diesen Fehler nie wieder begehen. Ich würde gerne weitere unwissende Einzel-Welli-Halter aufklären, was sie da eigentlich ihren Wellensittichen antun. Es ist wirklich pure Quälerei! Ein Mensch kann einem Wellensittich niemals den Partner ersetzen. Nicht einmal, wenn er 24 Stunden am Tag / 7 Tage die Woche für ihn da wäre.

Ein Mensch spricht einfach nicht die selbe Sprache wie ein Wellensittich. Eine Kommunikation untereinander ist unmöglich. Aus Verzweiflung versucht der Wellensittich, die Sprache des Menschen zu erlernen. Der Mensch freut sich über die vermeintlichen Sprachkünste seines gefiederten Haustieres, aber der Wellensittich ist in Wirklichkeit totunglücklich. Er plappert zwar die Worte nach und merkt, dass sein „Partner“ sich darüber freut und diese Worte wiederholt, aber verstehen wird ein Welli diese Worte nie.

Das führt dazu, dass der Welli -trotz ständigem Spielgefährten, dem Menschen- vereinsamt; das kann von Aggression bis hin zur Selbstzerstörung (Federrupfen) führen. Selbst, wenn rein äußerlich keine Schäden zu bemerken sind, so haben sie doch binnen kurzer Zeit einen psychischen Knacks.

In diversen Wellensittichforen liest man immer wieder über die Schicksale von Einzelwellis. Wellensittiche, die jahrelang einzeln gehalten wurden und dadurch zum Beispiel zu sogenannten „Rupfern“ geworden sind, sich also aus Langeweile selber die Federn rausreißen.

Dass es dazu jedoch nicht immer einer jahrelangen Einzelhaltung bedarf, sondern dass so etwas schon sehr schnell entstehen kann, davon kann Andy berichten. Er war so freundlich, mir Fotos und die dazugehörige Geschichte über seinen Wellensittich Hansi zur Verfügung zu stellen, der eigentlich nur kurze Zeit als Einzelwelli gehalten wurde, jedoch direkt zum Federrupfer wurde.

Andy hat Hansi am 12. September 2006 gekauft und ihn bis zum 02. Oktober 2006 alleine gehalten. Hier ist seine Geschichte:

 

Am 02.10.2006 musste Andy mit Schrecken feststellen, dass Hansi so stark am Flügel geknibbelt hat, dass er einen großen roten Blutfleck auf seinem T-Shirt hatte. Er ist dann sofort mit Hansi zur Tierärztin gefahren. Diese hat die Wunden sehr gut behandelt und er hat noch ein Medikament zum Auftragen für zu Hause mitbekommen.

Spontan hat er Hansi zu Hause abgeliefert und ist dann direkt zur Zoohandlung gefahren. Dort sah er einen süßen olivgrünen Welli mit riesigen schwarzen Augen, dieser hatte sogar noch etwas Wellenzeichungen über der Stirn, war also noch sehr jung. Andy hat sich direkt in diesen süßen Fratz verliebt. Er hat ihn länger beobachtet, um auszuschließen, dass er mit einem der anderen Wellensittiche verpaart war. Schließlich ist es alles andere als schön, ein sich liebendes Paar auseinander zu reißen.

Er taufte diesen süßen kleinen Fratz auf den Namen Susi, da er davon ausging, dass es sich um ein Weibchen handeln würde. Wie sich später herausstellte, war es jedoch ein Männchen.

Mit Susi zu Hause angekommen, setzte er ihn in einen separaten Quarantäne-Käfig. Susi gefiel das gar nicht und er gab panische Angstlaute von sich. Das waren Töne, die Andy noch nie von einem Welli vorher gehört hat. Aber schließlich kannte Susi es nicht, alleine zu sein. Denn beim Züchter war er ständig in Gesellschaft anderer Wellis, genauso wie später in der Zoohandlung auch.

Hansi, der sich in einem anderem Raum befand, hörte das und rief laut nach dem Neuankömmling. Susi sah man die Freude gleich an, er antwortete freudig Hansis Rufen und sprang ungeduldig im Käfig herum.

Hansi, der wegen seinen abgeknibbelten Flügelfedern nicht fliegen konnte, kam rufend durch den Flur gerannt. Andy half Hansi in den Käfig und ab da waren die beiden nicht mehr zu trennen.

Einige Nachwirkungen seiner psychischen Störung sind immer noch vorhanden und werden auch wohl bleiben. Immer, wenn Hansi im Stress ist, knibbelt er wieder an seinen Federn.

Auch, wenn Einzelwellis schnell wieder vergesellschaftet werden (können), kann es sein, dass sie die Spätfolgen ihrer Einzelhaltung nie ganz loswerden. Ein psychischer Knacks kann immer erhalten bleiben.

Im Fall von Andy's Hansi war es ja nur eine kurze Zeit der Einzelhaltung, dennoch wurde Hansi direkt verhaltensauffällig und zerstörte sein Gefieder selbst.

Hier drei Fotos, die nach der Vergesellschaftung entstanden, auf denen man jedoch noch deutlich die Gefiederschäden erkennen kann:

 

 

Es muss nicht immer im Federrupfen enden, es können auch völlig andere Schäden davon getragen werden.

 

Darum nochmals mein Apell an alle Einzel-Welli-Halter:

Bitte quält nicht weiter eure Einzel-Wellensittiche, schenkt ihm/ihr einen Partner bzw. eine Partnerin!

 

Und an alle, die bald Wellensittich-Halter werden wollen:

Bitte niemals einen einzelnen Wellensittich halten!

 

 

 

 

>>nächste Seite<<

 

 

 

Nach oben